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37. Cie und Harze.
und Auslöschen der Petroleumlampen anzuraten; insbesondere darf das Füllen
der Lampen niemals bei brennendem Lichte geschehen. Die Petroleumquellen
sind in der Regel in der Nähe der Steinkohlenlager, und es unterliegt wohl
keinem Zweifel, daß dieses Öl ans den Steinkohlen, aus denen durch Hitze
die öligen Bestandteile ansgetrieben wurden, entstanden ist.
Wenn die ätherischen Öle, die meist in Zellen eingeschlossen sind, diese
durchdringen oder durch eine andere Veranlassung hervorzutreten gezwungen
werden, so verbinden sie sich mit dem Sauerstoffe der Luft und verhärten.
Die dadurch entstandene Masse ist das Harz. Es fließt aus den meisten
Bäumen und findet sich auch in Zwischenräumen des Holzes. Viele dieser
Harze haben einen scharfen, würzigen Geruch, doch sind einige auch geruchlos;
in der Wärme sind sie schmelzbar, im Wasser unauflöslich; in ätherischen Ölen
jedoch lösen sie sich und geben die sogenannten Balsame, die als Heilmittel
oft sehr geschätzt sind. Das bekannteste der Harze ist das Fichtenharz, das
teils selbst aus den Fichten fließt, teils auch durch Einschnitte gewonnen wird.
Freilich leiden die Bäume dadurch vielfach Schaden und gehen nicht selten
zugrunde. Dieses Harz wird gereinigt und eingekocht und gibt daun das Pech,
welches in der Kälte spröde, bei einiger Erwärmung weich itub klebend ist.
Die Benützung desselben ist mannigfaltig; vorzüglich wird es zum Auspichen
der Fässer verwendet. Die übrigen Harze dienen zur Herstellung von Harz-
seisen, Firnissen und Kitten; auch finden sie in der Medizin Anwendung.
Der Bernstein ist auch ein Harz und stammt von vorweltlichen Nadelholz-
bäumen. Er findet sich besonders im norddeutschen Flachlande und wird teils
aus der Erde gegraben, teils durch das Meer aus Land geschwemmt. Ver-
wendet wird er hauptsächlich zu Schmucksachen, Perlen, Pfeifeuspitzen.
Der Gummi ist ein weit verbreiteter Pslanzenstoss, der sich vorzugs-
weise in der Rinde baumartiger Gewächse findet. Er ist durchsichtig oder
durchscheinend oder auch undurchsichtig, färb- und geschmacklos und löst sich
im Wasser. Mit Harz und ätherischen Ölen gemischt, tritt er in den Gummi-
harzen auf.
Am bekanntesten ist der arabische Gummi, der von Akazienarten herrührt
und aus Arabien, Ägypten, Nubien, Abessynien und anderen Gegenden
Afrikas bezogen wird. Er löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in Wasser
und gibt eine klebrige Flüssigkeit. Er wird als Bindemittel und zu Firnissen re.
verwendet.
Der Kautschuk (Federharz, Gummi elasticum) findet sich in den Milch-
säften tropischer Pflanzen, besonders des Federharzbaumes in Südamerika,
aus dem er durch Einschnitte gewonnen wird. Man benutzt denselben zu
Kämmen, Schirmgriffen, Stockknöpfeu, Blasinstrumenten, Möbelbekleidungen,
zu wasserdichten Gefäßen, zu Flaschen für Aufbewahrung des Äthers, zu
Buchdruckerwalzen, Gasleitungsröhren, Spritzenschläuchen, Puffern an Eisen-
bahnwägen rc.
Die Guttapercha oder der plastische Gummi kommt vom Guttapercha-
baum, der hauptsächlich auf den Inseln und Halbinseln des indischen Archipels
vorkommt. Sie dient als Ersatz für Leder, Pappe, Papiermache, Holz,
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39. Das Küchengeschirr.
Glasscherben und zerbrochene Flaschen kommen wieder in die Glas-
fabrik, werden von neuem geschmolzen und zu Geschirren geformt.
Nagelstückchen und alte Stahlschnitzel aus Nadelfabriken geben das
Material zu den besten Büchsenläufen, und alte Blechgeschirre und
Eisenstücke kehren teils zu den Schmelzhütten zurück, teils verwandelt sie
der Chemiker. Es ist möglich, daß die Tinte, mit der wir schreiben,
früher ein Teil eines eisernen Faßreifens war, sowie die beste Buch-
druckerschwärze, welche Kupferstiche oder Buchstaben schwärzt, ans ver-
brannten Weinkernen und Traubenhülsen erhalten wird. Abschnitzel von
verzinntem Eisenblech werden wieder in Zinn oder Eisen zerlegt; alle
Metallabsälle lassen sich verwerten; der Goldschläger verkauft sogar seine
alten, abgetragenen Arbeitskleider, und zwar nicht selten so teuer, daß
er sich für den Erlös neue kaufen kann. Sie werden dann verbrannt,
und die Goldteilchen, die sich in ihnen angehäuft haben, gesammelt.
(Hermann Wagner.)
39. Das Küchengeschirr.
Einen Hauptteil der Familienwohnung bildet die Küche und einen
Hauptteil der Hauseinrichtung das Küchengeschirr. Die am häufig-
sten in Gebrauch kommenden Koch- und Bratgeräte sind irdene. Da
der Thon nicht stark gebrannt wird, indem er wegen seines Gehaltes an
Eisen und Kalk in heftiger Hitze sich verglasen, d. h. schmelzen würde,
so ist die Thonmasse immer sehr porös und würde die Flüssigkeiten durch
die Poren verdunsten oder selbst in Tröpfchen sichtbar hindurchziehen
lassen, wenn sie nicht ans der Oberfläche glasiert, d. h. mit einer Glas-
masse überzogen wäre. Diese Glasur ist aber meist eine sogenannte
Bleiglasur, nämlich aus Bleiglütte und Lehm gemacht, die sich in der
Hitze verglast. Ist diese Glasur gut und mit gehöriger Aufmerksamkeit
eingebrannt, so ist dieselbe völlig unschädlich, nicht aber, wenn sie schlecht
eingebrannt oder wenn der Glasurmasse zu viel Bleiglütte zugesetzt wurde.
Dann bleibt ein Teil des Bleioxydnts unverglast, und heißer Essig ver-
mag dasselbe teilweise aufzulösen und die im Topse befindlichen Speisen
zu vergiften. Beim Einkäufe von irdenem Geschirr hat man zunächst
daraus zu sehen, daß es eine gleichmäßige, nicht rissige Glasur habe.-
Besseres Geschirr ist nicht nur inwendig, sondern auch auswendig glasiert.
Ist der zum Geschirr verwendete Thon weiß und die Glasur ganz
dünn, und liegt sie nur wie ein Firnis darüber, so daß die weiße Farbe
vom durchscheinenden Thone kommt, dann heißt diese Art des irdenen
Geschirrs Halbporzellan, Fayence oder Steingut. Aus Steingut be-
stehen alle unechten, billigen, dem Porzellan ähnlichen Teller, Kaffee-,
Thee- und Milchtöpfe, Tassen und Näpfe. Die Hausfrau darf sich nicht
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
43. Es ist nicht alles Gold, was glanzt. 44. Von Versicherungen. 165
Unter Karl V. drang der Ruf der Fugger'schen Reichtümer bis in das
ferne Spanien, wo das Sprichwort entstand: Er ist so reich, wie ein Fugger. —
Ja, der Kaiser selbst soll, in gerechtem Stolze ans solche Unterthanen, als
man ihm den königlichen Schatz zu Paris zeigte, ausgerufen haben: „In
Augsburg habe ich einen Leineweber, der das alles mit Gold bezahlt." Hatte
ihm doch auch, wie eine Sage erzählt, dieser Leineweber, der Graf Anton,
einen großartigen Beweis seines Reichtums gegeben. Als Karl V. von seinem
Zuge nach Tunis im Jahre 1535 zurückkehrte, beehrte er den Grafen Anton
mit seinem Besuche. Da ließ der reiche Fugger den Kamin in des Kaisers
Zimmer mit Zimmtholz Heizen und warf selbst eine bedeutende Schuld-
verschreibung seines hohen Gastes in das kostbare Feuer.
„Und dieses Feuerlein dünkte dem Kaiser gar lustig", bemerkt der
Chronist.
43. Ks ist nicht altes chokd, was gkänzt.
Mancher, der nicht an dieses Sprichwort denkt, wird betrogen.
Aber eine andere Erfahrung wird noch öfter vergessen: Manches glänzt
nicht, und ist doch Gold, und wer das nicht glaubt und nicht daran
denkt, der ist noch schlimmer daran. In einem wohlbestellten Acker, in
einem gut eingerichteten Gewerbe ist viel Gold verborgen, und eine
fleißige Hand weiß es zu finden; ein ruhiges Herz und ein gut Gewissen
glänzen auch nicht und sind noch mehr als Goldes wert. Ost ist gerade
da am wenigsten Gold, wo der Glanz und die Prahlerei am größten
ist. Wer viel Lärm macht, hat wenig Mut. Wer viel von seinen
Thalern redet, hat nicht viel. Einer prahlte, er habe einen ganzen
Scheffel Dukaten daheim. Als er sie zeigen sollte, wollte er lange nicht
daran. Endlich brachte er ein kleines, rundes Schächtelchen zum Vor-
schein, das man mit der Hand bedecken konnte. Doch half er sich mit
einer guten Ausrede. „Das Dukatenmaß," sagte er, „ist kleiner als das
Fruchtmaß." Hebel.
44. Won Versicherungen.
Ein großer Mangel an Einsicht und Vorsicht der Menschen drückt
sich darin aus, daß die Möglichkeit, sich gegen die vielen Unfälle, welche
die Quelle des Erwerbs treffen können, zu sichern, in ungenügender
Weise ausgenutzt wird. Tausende von sonst wirtschaftlich tüchtigen
Menschen büßen diesen Leichtsinn mit ihrem Verderben.
Ein Brand kann in wenigen Stunden das ganze im Laufe von
Jahrzehnten mühsam angesammelte Vermögen, die wesentlichste Erwerbs-
quelle ganzer Familien zerstören. Man kann sich mit kleinen, leicht auf-
zubringenden Zahlungen an eine Feuerversicherungsgesellschast
gegen diese Gefahr sichern, und doch thun es viele Leute nicht. Sie
sorgen schlecht für sich und die Ihrigen, wenn sie das kleine Opfer der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Anton Karl_V. Karl_V. Anton
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24. Nahrungsmittel aus dem Pflanzenreiche.
Die sog. Kunstbutter ist ein wertvolles, billiges Nahrungsmittel,
vorausgesetzt, daß sie nicht widerrechtlich zu dem hohen Preise der Natur-
butter verkauft wird.
Die übrigen Fettarten unterscheiden sich wenig durch ihren Nähr-
wert, dagegen durch den Geschmack und den Preis. Sie sind hiernach
zu beurteilen.
¡24. Wahrungsinitlel aus dem Affanzenreiche.
Unter den Nahrungsmitteln aus dem Pslanzenreiche sinden sich einmal
solche, welche in wasserarmem Zustande zur Berwendung kommen, das
sind die sogen. Hülsenfrüchte: Erbsen, Bohnen, Linsen, dann die Ge-
treidearten: Roggen, Reis, Weizen, Gerste, Hafer. Diese Nahrungs-
mittel bestehen der Hauptsache nach aus Eiweiß und Stärke. Der
Nährwert richtet sich nach dem Eiweißgehalt; der Gehalt an Wasser ist
bei allen ungefähr 15 °/0. Der Eiweißgehalt ist am größten bei Bohnen,
Erbsen und Linsen (20°/0), bei Roggen und Weizen etwa 10 °/0, beim
Reis etwa 8°/0. Das pflanzliche Eiweiß besitzt denselben Nährwert,
wie das tierische. Bei der Fabrikation der Stärke erhält man einen Ei-
wcißkörper als Nebenprodukt, den man Kleber heißt, welcher ein wert-
volles und billiges Nahrungsmittel bildet und zu Maccaroni zerrieben wird.
Die Getreidekörner werden zu Mehl zerrieben und hiebei die
Kleie beseitigt. Die letztere besitzt als Nahrungsmittel keinen Wert, weil
die darin allerdings enthaltenen Nährstoffe nicht verdaut werden. Das
Mehl wird zu den verschiedensten Speisen verarbeitet, von denen das
Brot die wichtigste darstellt. Dasselbe ist selbstverständlich viel wasser-
reicher (40 °/0) als das Getreide. Das Schwarzbrot wird unvollkommen
verdaut, namentlich wenn es in großen Mengen aufgenommen wird. Das
Weißbrot besitzt diese üble Eigenschaft in viel geringerem Grade.
Die übrigen pflanzlichen Nährstoffe: Kartoffel, Rüben, Gemüse,
enthalten außerordentlich viel Wasser (Kartoffel 78 °/0, Drüben und grüne
Gemüse 90 °/0) und sehr wenig Eiweiß (2°/0). Die Kartoffeln ent-
halten außerdem ca. 20 °/0 Stärke und besitzen als Zusatz zu eiweiß-
reichen Nahrungsmitteln wegen ihrer Billigkeit großen Wert. Die Rüben
und Gemüse enthalten neben Eiweiß und Wasser hauptsächlich Kohlen-
hydrate; immerhin ist ihr Nährwert gering.
Jede Nahrung muß so beschaffen sein, daß die Nährstoffe vom
Körper aufgenommen werden können. Zu diesem Zwecke müssen Stoffe
zugesetzt werden, welche die Verdauungsorgane etwas reizen, die Ge-
würze. Das wichtigste Gewürz ist das Kochsalz, sofern davon mehr
ausgenommen wird, als der Körper als Nährstoff bedarf. Ferner sind
39. Das Küchengeschirr.
63
täuschen lassen, solche Artikel für Porzellan zu kaufen; sie sind bei weitem
nicht so dauerhaft und preiswürdig, als dieses, und am Scherbenbruch
erkennbar, welcher zeigt, daß die Glasur gar nicht in den Thon ein-
gedrungen ist. —
Die bekannten Steintöpfe, Einmachetöpfe, Mineralwasserflaschen,
Literkrüge heißen Stein zeug, und schon ihr verhältnismäßig hoher
Preis im Vergleich zu Steingut läßt auf eine vollkommenere Masse
schließen. Das Steinzeug, das am besten aus dem zu Höhr bei Coblenz
und zu Saarbrück gefundenen Thone bereitet wird, ist eine Thon-
erde, welche viel Kieselerde enthält, fest, hellgrau oder bräunlich und
durch das Brennen in ihrer ganzen Masse verglast und dadurch von einer
so hohen Härte ist, daß sie am Stahl Funken gibt.
Das echte Porzellan ist eine Mischung von eisen- und kalkfreier
Thonerde, Kaolin genannt, mit feinpulverisiertem und geschlemmtem Feld-
spat!), Quarz und Gips gemischt. Die Masse wird geformt und sehr-
stark gebrannt.
Das echte Porzellan, wenn auch beteutend teurer, als Fayenee oder
Steingut, hat sich seiner Schönheit halber in allen besseren Haus-
haltungen eingebürgert. Ein echtes, weißes Speiseservice ist ein Schmuck
für jede Tafel. Gutes Porzellan muß eine schöne, weiße Farbe haben,
durchscheinend fein und trotz seiner Dünne eine solche Festigkeit und Härte
besitzen, daß es einen hellen Metallklang von sich gibt.
Von Metallgeschirren verwendet man am häufigsten email-
lierte, bleifreie, gußeiserne Geschirre. Neben ihren Vorteilen haben
dieselben freilich auch gar manche Nachteile. Sie sind schwer; das Kochen
erfolgt in ihnen wegen ihrer Dicke langsamer, und das Email springt,
besonders wenn das Geschirr füllt oder einen Stoß bekommt, nicht selten
ab. Jedenfalls aber sind die eisernen Kochgeschirre die der Gesundheit
unschädlichsten Metallgeschirre; nur haben sie das Unangenehme, daß sie,
wenn sie nicht emailliert oder verzinnt sind, manchen in ihnen gekochten
Speisen eine widrige, schwarze Farbe geben, da dergleichen Speisen etwas
vom Eisen auflösen, was jedoch der Gesundheit nicht nachteilig ist.
Kupfergeschirre sind immer gefährlich, da sie in Berührung mit
sauren Speisen diesen durch Auflösung von Knpferteilen leicht giftige
Eigenschaften erteilen und bei nicht gehöriger Reinigung Grünspan an-
setzen. Aber nicht nur in allen Säuren re., sondern auch im bloßen
Wasser löst sich das Kupfer beim Hinzutritt der atmosphärischen Luft
auf und teilt sich den in solchen Geschirren enthaltenen Stoffen mit.
Schon an der Luft, besonders an der feuchten, überziehen sich Kupfer-
geschirre leicht mit Grünspan, der auch in kleinster Menge schädlich wirken
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
64
40. Die Beheizung.
kann. Um die eben erwähnten Übelstände zu vermeiden, wird das
Kupfergeschirr häufig verzinnt. Die Kennzeichen einer schädlichen, mit
Blei versetzten Verzinnung sind folgende: Der Glanz ist matt und die
Farbe bläulich; wenn man mit den Fingern an der Verzinnung stark
reibt, so werden dieselben bläulich gefärbt. Als Kennzeichen einer echten,
mit reinem Zinne verfertigten Verzinnung gilt es, wenn die Farbe eine
lebhaft glänzende, beinahe silberhelle ist.
Was von kupfernen Geschirren gesagt worden ist, gilt auch von
messingenen, da Messing aus Kupfer und Zink besteht. Aus Messing-
geschirren muß jede Speise sofort entfernt werden, wenn sie nicht mehr
kocht. Das Aufbewahren der Speisen in den genannten Geschirren kann
gefährliche Vergiftungen veranlassen.
Kochgeschirre von Zinn können gefährlich werden, weil das Zinn
selten ganz unvermischt vorkommt; zum Kochen und Aufbewahren saurer
Stoffe soll man Zinngefüße nie verwenden.
Sehr zu empfehlen ist das seit neuerer Zeit in Gebrauch gekom-
mene Emailgeschirr aus Eisenblech. Es ist von hübscher Form
und obgleich von Eisen, doch leicht und zierlich. Das Email springt
nicht leicht ab, verliert beim Gebrauche nicht an Ansehen, widersteht jeder
Säure und ist dabei vollständig bleifrei. Auch kochen die Speisen darin
schneller, als in gußeisernen Geschirren.
Blechtöpfe sind nur dann verwendbar, wenn sie nicht allzu großer
Hitze ausgesetzt werden, weil sonst die Lötung rasch abschmilzt und das
Blech durchbrennt.
Argentan und Neusilber sind ans Nickel, Kupfer und Zink zu-
sammengesetzt, und ihre Verwendung erfordert deshalb ebenfalls große
Vorsicht. Die jetzt so sehr beliebten Alfenidwaren (Chinasilber, Christofle,
Alpakasilber) sind aus Neusilber; ihre Außenseite ist stark versilbert, so daß
sie in allen Beziehungen massive silberne Tafelgeräte zu ersetzen vermögen.
Metallgeschirre aller Art müssen stets höchst rein gehalten und be-
sonders vor jedesmaligem Gebrauche sorgfältig ausgewaschen werden.
Das allbekannte Zinnkraut ist wegen seines Kieselsäuregehaltes ein immer
empfehlenswertes Reinigungsmittel für Metallgeschirre. Es hat vor dem
Sande den Vorzug, daß es die Geschirre nicht durch Ritzen angreift.
Zum Reinigen der Silbergeschirre eignet sich am besten Meersand,
da er das Metall am besten schont.
40. Iie Beheizung.
Der Ofen.
Ein schlecht gebauter Ofen gleicht einem Raubtiere. Er braucht viel
und nützt wenig. Er heizt wohl den Kamin, aber nicht den Zimmer-
66
42. Von den Brennstoffen.
lange, dicke Holzstücke, so entwickelt sich, zumal im Anfange, im Innern
des Holzes eine große Menge kohlenstoffhaltiger Gasarten, welche sich
schnell erheben und als Rauch entweichen. Dieser Rauch ist aber nichts
anderes, als durch Hitze zersetztes, nicht völlig verbranntes Holz, das
nutzlos in den Schornstein geht. Noch größeren Nachteil als die
Anwendung zu langen und zu starken Holzes hat die Anwendung nicht
gehörig getrockneten Holzes. Gut ausgetrocknetes Holz gibt mehr als
doppelt so viel Hitze, als feuchtesgeflößtes oder erst gefälltes Holz.
Man nimmt an, daß gefälltes Holz einen Sommer hindurch den Ein-
wirkungen der Sonne und der freien Luft ausgesetzt sein muß, bis es
vollständig ausgetrocknet ist. Durch Aufbewahrung an dumpfigen, der
Luft nicht zugänglichen Orten wird das Holz durch eine eigentümliche
Zersetzung schwammig und völlig wertlos.
Die dichtesten und schwersten Holzarten geben am meisten Hitze und
brennen am längsten. Zu diesen gehören: Eichen-, Ahorn-, Buchen-,
Erlen-, Birken-, Ulmenholz; zu den weichen zählt man: Fichten-, Föhren-,
Tannen-, Lärchen-, Linden-, Weiden- und Pappelholz. Die letzteren
stehen den ersteren an Wert nach, weil sie, wenn gehörig getrocknet,
lockerer sind, also viel weniger Kohlenstoff enthalten und folglich viel
zu rasch verbrennen. Diese leichteren Holzarten eignen sich daher mehr
znm Anzünden. Alle Holzarten haben eine so viel geringere Kraft, das
Feuer zu nähren, je größer die Masse der unverbrennlichen Asche ist,
welche nach dem Verbrennen übrig bleibt. Holz von gesunden, auf
trockenen, sonnigen Flächen oder Höhen gewachsenen Stämmen hat weit
mehr Heizkraft, als solches von kranken oder in feuchten Niederungen
gewachsenen. — Die Zapfen von Nadelhölzern sind ein sehr wertvolles
Brennmaterial, da sie wegen ihres Harzgehaltes mehr Hitze liefern, als
das Holz. —
2. Steinkohlen. Dieselben sind wie die Braunkohlen Neste vor-
weltlicher Pflanzen, an welchen sich allmählich die trockene Destillation
vollzogen hat. Wo Steinkohlen zu einem billigen Preise zu haben sind,
da bediene man sich derselben zur Feuerung, da sie eine sehr starke Hitze
geben; nur ist mit ihrem Gebrauch die Unannehmlichkeit verbunden, daß
sie sehr rußen, und daher die Öfen öfter gereinigt werden müssen. Die
Güte der Steinkohlen ist übrigens sehr verschieden. Sie müssen tief-
schwarz, glänzend, hart und frei von fremden Gesteinen sein und sollen
möglichst wenig Asche oder Schlacken hinterlassen. Die meiste Hitze geben
jene, die sehr spröde sind und stark und glasartig glänzen. Steinkohlen,
welchen Kohlenwasserstoff, sowie Schwefel und sonstige Bestandteile durch
trockene Destillation entzogen sind, wie dies bei der Gasbereitung geschieht,
41. Von den Brennstoffen.
67
heißen Koke (Koalas); diese geben bei gleicher Gewichtsmenge eine
stärkere, anhaltendere Hitze und brennen fast ohne Rauch. Die Verwen-
dung der Steinkohlen, ganz besonders aber der Koke zur Zimmerheizung
setzt einen gut ziehenden Ofen voraus. Die Entzündung geschieht mittelst
eines Holzfeuers. Die Rostöffnungen müssen von Zeit zu Zeit von der
sich ansetzenden Schlacke gereinigt werden. Um gut zu heizen und dabei
doch an Kohle zu sparen, lege man auf die Steinkohlen einen kleinen
eisernen Deckel. Dadurch werden die sämtlichen flüchtigen Teile der
Kohle gezwungen, durch das Feuer zu gehen und am Ende des Deckels
mit der Flamme zu verbrennen.
3. Braunkohlen. Die Braunkohle steht zwar hinsichtlich ihrer
Heizkraft dem Holze und den guten Steinkohlen nach, ist aber nichts-
destoweniger ein sehr beachtenswerter Brennstoff. Sie ist bald ein von
Erdharz durchdrungener Thon oder Gips mit pflanzlichen Überresten,
bald ein von Erdharz durchdrungenes Holz. Die letztere Art ist die bessere.
4. Briquettes. Künstliches Brennmaterial ist unter dem Namen
Briquettes (Brennziegel) in neuerer Zeit vielfach in den Handel
gekommen. Die Brennziegel brennen sauber und gleichmäßig und haben
deshalb in Zimmeröfen Eingang gefunden. Sie werden meist aus Holz-
spänen, Torf und Braunkohlenabfällen, alter Gerberlohe mit Lehm ver-
bunden , oder aus Steinkohlengrus mit eingekochtem Steinkohlenteer
geinacht und in Formen gepreßt. —
5. Torf. Der Torf besteht aus einer mit erdigen Teilen ver-
mengten Masse von abgestorbenen Sumpfpflanzen und deren Wurzeln.
Er kommt hauptsächlich in zwei Arten vor. Die eine Art ist leicht und
schwammig, enthält die Pflanzenteile noch wenig verändert und findet
sich meistens an der Oberfläche der Erde. Bei der anderen Art, schwärzer
an Farbe, sind die Pflanzenteile mehr verändert; auch ist die Masse
dichter und schwerer; sie findet sich meistens in den tieferen Schichten
der Torfmoore. Die erstere Sorte entzündet sich schnell und brennt
leicht fort; die letztere braucht dagegen einen stärkeren Luftzug zum Bren-
nen, gibt aber dafür eine größere Hitze. Der beste Torf ist derjenige,
welcher schwarz oder dunkelbraun aussieht, sehr trocken und doch schwer
ist und beim Verbrennen weiße Asche zurückläßt. Damit der bei Torf-
heizung entstehende üble Geruch schnell entfernt werde, muß der Ofen
einen lebhaften Zug haben. —
6. Petroleum und Gas. Auch Petroleum wird als Heizstoff
verwendet und zwar in den bekannten kleinen Kochherden von Eisen-
blech. — Bei Gebrauch derselben ist große Vorsicht zu beobachten, wie
überhaupt bei der Verwendung von Petroleum.
12. Nürnbergs und Fürths Industrie.
241
und namentlich Metallschlägerei. Aus dem Gürtlerhandwerk ist die
Stahlbrillen-Jndustrie hervorgegangen, und es werden sowohl
die Brillengestelle als Brillengläser im Nürnberg-Fürther Bezirk massen-
haft verfertigt. Draht wird ans Eisen, Stahl, Messing, Kupfer, Gold
und Silber gezogen. Die Erzeugnisse der Fei len hau er, Ahlen-
schmiede, Flaschner, Zinn gieß er und Kompaßmacher finden
ebenfalls im Großhandel Absatz; die Zirkel- und Reißzeug-
verfertigung ist Gegenstand eines eigenen Handwerks geworden; wegen
seiner chirurgischen, mathematischen, optischen und physi-
kalischen Instrumente hatte Nürnberg von je guten Ruf.
Für Bleistift-Fabrikation ist Nürnberg der erste Ort der
Erde. Die bedeutendste Fabrik, die Fabersche zu Stein, hat von
der russischen Regierung das Recht der Ausbeute Zeines sibirischen Graphit-
bergwerkes erworben und bezieht ihr Rohprodukt vom Sayangebirge
ans dem weiten Wege über den Amur, den Großen, Indischen und Atlan-
tischen Ozean bis Hamburg. Kaum weniger umfassend ist die Glas-
industrie, namentlich das Schleifen und Belegen von Glasplatten
für Spiegel. Nach Fürth allein gehören 40 Schleifereien an fränkischen
und oberpfälzischen Flüssen, und für Spiegelbelege verwendet diese Stadt
jährlich über 1000 Zentner Quecksilber und gegen. 3000 Zenter Zinn-
folie. Die Zinnfolie wird gleichfalls in einigen benachbarten Hämmern
gefertigt. Auch die Herstellung von Spiegelrahm en in allen Größen
und Formen beschäftigt eine Menge von Händen. Mannigfach sind die
in den Handel kommenden Erzeugnisse der zahlreichen Schreiner-,
Drechsler- und Kammach er werkstüt ten. Die Papier-Indu-
strie ist auch eine reich verzweigte: Tapeten, Buntpapiere,
Bilderbögen und Bilderbücher, in neuester Zeit die so beliebten
Abziehbilder, Papparbeiten, Buchbinder- und Porte-
feuillewaren, Spielkarten, allerlei Gegenstände ans Papier-
mache finden einen weit verbreiteten Absatz. Von besonderer Wichtig-
keit find die chemischen Fabriken geworden, und unter diesen
stehen die Farbfabriken oben an. Die Zeltnersche Ultra-
marinfabrik ist die größte ihrer Art in Europa und liefert jährlich
wenigstens 15000 Zentner ihrer herrlichen Farbe. Großartig sind auch
die in neuerer Zeit entstandenen Maschinenfabriken. Die bedeu-
tendste, überhaupt eine der namhaftesten aus dem europäischen Festlande,
ist die von Klett & Komp., welche über 2000 Arbeiter beschäftigt.
Damit ist die Reichhaltigkeit der Nürnberg-Fürther Gewerbsthütig-
keit nur in allgemeinen Umrissen und lange nicht erschöpfend vor-
geführt, und es lassen sich noch gar viele namhafte Industriezweige auf-
Lesebuch für weibliche Fortbildungsschulen. 16
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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38. Öle und Harze.
Pflanzen enthalten in allen Teilen ein und dasselbe flüchtige Ol; bei anderen
finden sich in verschiedenen Teilen verschiedene Ole; bei den meisten ist jedoch
die Blüte der Sitz des flüchtigen Öles. Gewöhnlich ist es in Zellen ein-
geschlossen, wodurch es vor raschem Verdunsten geschützt wird; deshalb be-
halten auch getrocknete Blumen ihren Wohlgernch.
Diese Ole zeichnen sich durch einen durchdringenden, teils angenehmen
teils widrigen Geruch, durch gewürzhaften, brennenden Geschmack und durch
Flüchtigkeit aus. Die bekanntesten derselben sind: Terpentinöl, Nelken-, Rosen-,
Rosmarin-, und Pfefferminz öl, die durch Destillation der betreffenden Pflanzen-
teile mit Wasser gewonnen werden. Einige derselben, wie das Zitronenöl,
gewinnt man durch Auspressen der Frnchtschalen. Verwendet werden diese
Ole vorzugsweise zu Parfümerien.
Wenn die ätherischen Ole, die meist in Zellen eingeschlossen sind, diese
durchdringen oder durch eine andere Veranlassung hervorzutreten gezwungen
werden, so verbinden sie sich mit dem Sauerstoff der Luft und verhärten.
Die dadurch entstandene Masse ist das Harz. Es fließt aus den meisten
Bäumen und findet sich auch in Zwischenräumen des Holzes. Viele dieser
Harze haben einen scharfen, würzigen Geruch, doch sind einige auch geruchlos;
in der Wärme sind sie schmelzbar, im Wasser unauflöslich; in ätherischen Ölen
jedoch lösen sie sich und geben die Balsame, die als Heilmittel oft sehr
geschätzt sind. Das bekannteste der Harze Ist das Fichtenharz, das teils selbst
aus den Fichten fließt teils auch durch Einschnitte gewonnen wird. Freilich
leiden die Bäume dadurch vielfach Schaden und gehen nicht selten zu Grunde.
Dieses Harz wird gereinigt und eingekocht und gibt dann das Pech, welches
in der Kälte spröde, bei einiger Erwärmung weich und klebend ist. Die
Benutzung desselben ist mannigfaltig; vorzüglich wird es zum Auspichen der
Fässer verwendet. Die übrigen Harze dienen zur Herstellung von Harzseifen,
Firnissen und Kitten; auch finden sie in der Medizin Anwendung.
Der Bernstein ist auch ein Harz und stammt von vorweltlichen Nadel-
holzbäumen. Er findet sich besonders im norddeutschen Flachlande und
wird teils aus der Erde gegraben teils durch das Meer ans Land ge-
schwemmt. Verwendet wird er hauptsächlich zu Schmucksachen, Perlen,
Pfeisenspitzen.
Der Gummi ist ein weitverbreiteter Pflanzenstoff, der sich vorzugs-
weise in der Rinde baumartiger Gewächse findet. Er ist durchsichtig oder
durchscheinend oder auch undurchsichtig, färb- und geschmacklos und löst sich
im Wasser. Mit Harz und ätherischen Ölen gemischt, tritt er in den Gummi-
harzen auf.
Am bekanntesten ist der arabische Gummi, der von Akazienarten herrührt
und aus Arabien, Ägypten, Nubien, Abessynien und anderen Gegenden
Afrikas bezogen wird. Er löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in Wasser
und gibt eine klebrige Flüssigkeit. Er wird als Bindemittel, zu Firnissen re.
verwendet.